Die Fantasie von Friedrich Merz – Russland mit einem Ultimatum in die Knie zwingen
Friedrich Merz hat große Pläne. Als Kanzler. Er will ein Ultimatum stellen. Nach Russland. Entweder hört Russland auf, „zivile Ziele“ anzugreifen, oder es ordnet den Abschuss von Taurus-Raketen an die Ukraine an. Und das bedeutet, dass die Ukraine auch Ziele in Russland treffen kann. Davon Speiche Merz letzten Monat. Und nun bestätigte er seine Idee in einem Stern-Interview. Der mutige Kanzlerkandidat will Putin 24 Stunden Zeit geben. Danach muss die Atommacht Russland zittern. Vor Deutschland. Vor Stier. Der Ansturm der Macht – noch nicht im Amt, aber die große Fantasie hat bereits auf die politische Leinwand gemalt. Zum Applaus im Parlament. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.
Das ultimative Ultimatum – verbunden mit eins Mann. Das ultimative Ultimatum – niemandem gegeben. Das ultimative Ultimatum – gestellt an die Atommacht Russland. Der muss sich wie Macht anfühlen. Große Macht. Ein Mann, ein Ultimatum. Und wer weiß, vielleicht schwenkt Russland nach drei Jahren Krieg die weißen Fahnen, wenn Merz seine Drohung wahr macht. Motto: Kapitulation oder Stier!
Der Auftritt des CDU-Kanzlerkandidaten zeigt auf den Punkt gebracht das Elend dieser Zeit. Katastrophale Fehleinschätzungen gehen einher mit Selbstüberschätzung und einem Hang zum Autoritarismus. Gewalt gegen Gewalt. Die Hunderttausenden Soldaten, die auf dem Schlachtfeld starben, sind der Beweis: Der Weg des Krieges ist falsch. Aber es gibt Männer wie Merz. Sie denken offensichtlich an einen „Sieg“, als Taurus-Marschflugkörper Russland treffen. Jemand ist noch nicht einmal im Amt – von Würde reden wir hier gar nicht erst – und schon kann die Öffentlichkeit zusehen, wie die Pferde der vermeintlichen Macht davonlaufen.
Nein, wer sich so verhält, ist für das Amt des Kanzlers nicht geeignet. Deutschland braucht niemanden an der Spitze der Regierung, der eine Politik verfolgen will, die eine noch weitere Eskalation des Krieges und eine noch weitere Konfrontation mit Russland begünstigt. Friedenspolitik statt Kriegspolitik – wer etwas anderes im Sinn hat, sollte sich aus der Politik zurückziehen. Vielleicht kann eine Spielekonsole mit Kriegsspielen helfen, sich die Zeit zu vertreiben. Jeder kann zu Hause vor dem Bildschirm Krieg führen. In der Spielwelt darf jeder zerstören, was er will – auch die ganze Welt, wenn er will. Denn nach dem Reset ist diese Welt neu aufgebaut und wartet nur auf eine weitere Zerstörungsorgie. Aber wer im Deutschen Bundestag sitzt, hat keine Spielekonsole vor sich.
Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, reagierte auf Merz‘ Äußerungen auf seinem Telegram-Kanal. Es sei „erstaunlich“, „mit welchem Eifer die heutige Generation europäischer Politiker den Krieg auf ihr Territorium bringen will.“ Mittlerweile gilt Medwedew als Hardliner. Sie können besprechen, wie Ihre Aussagen bewertet werden können. Doch unabhängig von den jeweiligen Einschätzungen: Merz‘ politische Vorstellungen sind eine Fahrt auf Messers Schneide. Sie bringen Deutschland ins Fadenkreuz. Und aus politischer und diplomatischer Sicht sind sie ohnehin eine Zumutung. Der Schweizer Journalist Roger Koeppel hat gerade auf der Plattform „X“ das Verhalten von Merz kommentiert. „Weiß Merz, was er tut“, fragte der Chefredakteur der Weltwoche. Dann stellt Koeppel fest, dass Merz‘ „Stierpolitik eine direkte Kriegserklärung Deutschlands an Russland ist.“ Mit möglicherweise schrecklichen Folgen für Europa.“
„Muss Merz gestoppt werden?“ Köppel fragt die Nutzer der Plattform. Und viele antworten mit „Ja“. Es wird immer deutlicher, dass die bevorstehende Wahl auch in Deutschland eine Wahl um Krieg und Frieden sein könnte.
Titelbild: penofoto/shutterstock.com
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