Köln in NRW ganz vorne bei der Digitalisierung
Köln bleibt zurück München und Hamburg belegt im bundesweiten Digitalranking deutscher Städte den dritten Platz, Bochum ist bundesweit der große Aufsteiger und konnte sich um sieben Plätze auf Platz vier verbessern. Düsseldorf verbesserte sich im großen Digitalisierungsvergleich um vier Plätze auf Platz 17. Das sind drei der markantesten Ergebnisse aus nordrhein-westfälischer Sicht im neuen Städtevergleich, den der Branchenverband Bitkom am Montag vorstellte.
Köln schneidet traditionell relativ gut ab, auch weil die städtische Telefongesellschaft Netcologne fast die gesamte Stadt an schnelle Online-Netze angeschlossen hat. Gelobt wird die Domstadt aber auch für ihre deutlich digitalere Verwaltung als früher und als in anderen Städten. „Erstmals ist Köln Gewinner in der digitalen Verwaltung“, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. 83 Prozent der laut Katalog digitalisierbaren Dienste seien in der Millionenstadt bereits auf Digitalisierung umgestellt. Der Durchschnitt der Städte liege bei nur 56 Prozent. Köln habe eine gute Online-Präsenz und ein umfangreiches Service-Portal für digital nutzbare Dienste „inklusive vielfältiger E-Payment-Lösungen“. Mängel würden oft schon digital gemeldet, und zur Bearbeitung von Bürgeranfragen soll es künftig einen Chatbot geben – also einen KI-Computer, der auf viele Fragen direkt Antworten gibt.
Auf den Einwand, der Bitkom überschätze möglicherweise die Leistungsfähigkeit der Verwaltung in Köln, verweist der Verband darauf, dass er für alle 82 Städte öffentlich zugängliche Daten und Studien sowie Selbstauskünfte der Kommunen als Grundlage für den Vergleich herangezogen habe. Die Kölner Unternehmensberaterin Rosemarie Bender hat für das gute Ergebnis noch eine andere Erklärung: „Gerade weil die Bürokratie unserer Stadt einen so schlechten Ruf hat, muss die Stadt stärker auf Digitalisierung setzen. Auf den neuen Personalausweis musste ich ein halbes Jahr warten – da war es ein kleiner Trost, den Abholtermin digital vereinbaren zu können.“
Düsseldorf ist mehr als jede andere Stadt in Deutschland für die große Offenheit der Gesellschaft und des Schulsystems beim Thema Digitalisierung. 90 Prozent der Schulen haben Zugang zu einem Gigabit-Anschluss, es gibt ein spezielles Budget, um Lehrer für die Digitalisierung zu schulen, und Bürger können Kritik digital einreichen. Wichtig ist auch, dass es viele Co-Working-Spaces gibt, in denen sich junge Digitalunternehmen Büroräume teilen, und dass die Gründerszene in der Landeshauptstadt gut vernetzt ist. Das alles reicht zwar, um vier Plätze nach oben zu rücken. Weil aber die Qualität der Netze in Düsseldorf eher mangelhaft ist und es bei der Verknüpfung von Umwelt und Digitalisierung nur einen schwachen Platz gibt, reicht es insgesamt nur für Platz 17. Nordrhein-Westfalen Neben Köln und Bochum schneiden auch Aachen und Münster besser ab.
Insgesamt wurden fünf Themenkomplexe analysiert, darunter die Digitalisierung von Netzen und Verwaltung. Darüber hinaus ging es darum, inwiefern die Digitalisierung die Mobilität fördert, wie offen Gesellschaften und Schulen für die Digitalisierung sind und ob die Digitalisierung beim Umweltschutz und der Energiewende hilft.
Universitätsstädte sind weiter
Grundsätzlich seien Universitätsstädte bei der Digitalisierung schon weiter, sagt Bitkom. Aber alle Städte legten zu, schon allein, weil der Personalmangel in der öffentlichen Verwaltung in den nächsten Jahren zunehmen werde. „Wir müssen weiter digitalisieren, denn die Babyboomer gehen in Rente.“ Um voranzukommen, sei es wichtig, dass Verwaltungen nicht für jedes Problem eine eigene Software entwickeln. „Es ist klüger, Lösungen einzukaufen, die am Markt etabliert sind“, rät Wintergerst, der hauptberuflich das Münchner Sicherheitstechnikunternehmen Giesecke + Devrient leitet. Er räumt ein, dass echte Erfolge bei der Digitalisierung nur möglich seien, wenn die Bürger entsprechende Dienste auch flächendeckend nutzten und sichere Identifikationssysteme nutzten. Dazu gehöre insbesondere die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises.
Im bundesweiten Vergleich liegt die Hauptstadt übrigens nur auf Platz 28 BerlinDas liegt vor allem daran, dass sie bei der Digitalisierung der Verwaltung nur Platz 55 erreicht und die Netze bei weitem nicht so gut ausgebaut sind wie in vielen anderen Großstädten. Bei einem Kriterium landet die Hauptstadt allerdings auf Platz eins: Keiner anderen der untersuchten 82 Städte ist die Verknüpfung von öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und Angeboten zur Ausleihe von Fahrzeugen, E-Scootern oder Fahrrädern besser gelungen. Auch bei der intelligenten Steuerung von Ampeln und Verkehr sowie der digitalen Verwaltung von Parkplätzen sei Berlin ein Vorbild, heißt es in der Bitkom-Studie.
Source link