Marktbericht: DAX zeigt Stärke | tagesschau.de

Marktbericht
Auch heute noch setzen heimische Investoren ausschließlich auf eine Entspannung im drohenden Zollstreit mit den USA. Der DAX stieg und überstand damit einige schlechte Nachrichten unbeschadet.
Der DAX zeigte sich weiterhin von seiner robusten Seite und beendete den Handel bei 20.340 Punkten, 0,62 Prozent höher. Damit beträgt der Rekordwert von Anfang Dezember nur noch weniger als ein Prozent. Das Tageshoch lag heute bei 20.391 Punkten. Der DAX hatte bereits gestern Anstieg um 1,6 Prozent auf 20.216 Punkte.
Der MDAX der mittelgroßen Werte stieg um 0,43 Prozent. Der Markt zeigte Stärke, da er sowohl höheren Inflationsdaten aus Europa als auch einer schwachen Wall Street trotzte.
Bei den Einzelwerten des DAX kam es branchenübergreifend zu Gewinnen und Verlusten. Einer der größten Gewinner war der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius, der fast vier Prozent zulegte. Auch der Lkw-Hersteller Daimler Truck, der Tagessieger, legte rund vier Prozent zu.
Mit einem Verlust von mehr als 35 Prozent war Sartorius 2024 der zweitschwächste Wert im Leitindex. Das Unternehmen bekam erneut die Kaufzurückhaltung vieler Kunden zu spüren, deren Lager während der Corona-Pandemie letztlich überfüllt waren. Zuletzt erlebten die Göttinger eine wirtschaftliche Stabilisierung. Auch ein Sparprogramm trägt Früchte.
Im Gegenzug litten Siemens Energy und Zalando unter Gewinnmitnahmen und lagen am Schlusslicht des DAX. Auch der Automobilzulieferer Continental gab nach. Gefragt waren gestern vor allem exportsensitive Autowerte, aber auch Technologievertreter. Tech-Aktien folgten dem Aufschwung der Branche an der Wall Street, der insbesondere durch neue KI-Fantasie vorangetrieben wird.
Infineon, das gestern bereits um rund acht Prozent gestiegen war, legte heute noch einmal um rund 2,0 Prozent zu. Der Softwareriese SAP erreichte mit 244,45 Euro ein neues Rekordhoch und schloss letztlich nur moderat tiefer.
Wie gestern blieb das Thema des Tages die Frage, wie das Zollregime der neuen Trump-Regierung aussehen könnte. Zu Beginn der Woche ein Bericht der Washington Post Beflügelt werden die Märkte dadurch, dass die Regierung des designierten US-Präsidenten Donald Trump die Einführung von Zöllen auf Waren aus allen Ländern plant, diese jedoch auf bestimmte kritische Importe beschränkt bleiben sollen.
Im Wahlkampf hatte Trump zeitweise pauschal hohe Zölle gefordert. Selbst ein Dementi des Berichts durch Trump konnte die Anlegerstimmung nicht nachhaltig dämpfen. „Die Marktteilnehmer sind weiterhin auf Schnäppchenjagd in den deutschen zyklischen Sektoren, die teilweise deutliche Rückgänge verzeichnet haben, in der Hoffnung, dass sich die US-Außenhandelsfrage bald beruhigt“, erklärte Marktexperte Andreas Lipkow.
„Wir werden nicht wissen, was wirklich passiert, bis es fertig ist“, sagten ING-Analysten. „Wenn wir im Laufe der Jahre etwas gelernt haben, dann ist es, dass Trump unberechenbar ist. Er liebt es, die Märkte aufzumischen, aber die Endergebnisse sind oft weniger dramatisch als seine ersten Ankündigungen.“
Die Hoffnung, dass nicht alles so schlimm werden würde wie befürchtet, überschattete sogar die derzeit ungünstige Inflationsentwicklung in Europa. Nach gestern Verbraucherpreise in Deutschland überraschend deutlich gestiegen waren, zeigten heute auch die Zahlen aus der Eurozone den gleichen Trend.
Die Preise für Waren und Dienstleistungen stiegen im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat um durchschnittlich 2,4 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat heute mitteilte. Im November verteuerten sich Waren und Dienstleistungen um 2,2 Prozent. Der jüngste Anstieg ist der dritte in Folge. Dies dürfte für die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrem Zinssenkungskurs sehr ungelegen sein. Allerdings hatte sie später im Jahr 2024 mit einer ruckartigen Inflationsentwicklung gerechnet.
„Die inflationären Auftriebskräfte dürften auch zu Jahresbeginn die Kontrolle behalten“, sagt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lamp. „Die Entwicklung zeigt, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist.“
Anhaltend hohe Verbraucherpreise schmälern die Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen der Zentralbank, die den Aktienmarkt weiter nach oben treiben würden. Im vergangenen Jahr senkte die EZB aufgrund des nachlassenden Inflationsdrucks ihren Leitzins viermal auf derzeit 3,00 Prozent.
Die Gemeinschaftswährung schwächte sich am Nachmittag tendenziell wieder ab und wurde zuletzt im späten europäischen Handel bei 1,0368 US-Dollar gehandelt. Im Fokus standen Inflationszahlen aus der Eurozone, aber auch aus Frankreich. Im Dezember lag die Inflation dort bei 1,8 Prozent, während der Markt mit einer durchschnittlichen Jahresrate von 1,9 Prozent gerechnet hatte.
Auch der robuste ISM-Index für die US-Dienstleistungsbranche wirkte sich am Nachmittag negativ aus. Dies dämpft die Hoffnungen auf Zinssenkungen, was dem Dollar zugute kommt. Die US-Notenbank hatte zuletzt bereits die Erwartungen auf weitere Leitzinssenkungen in diesem Jahr gedämpft und damit den Dollar gestützt.
Auch Daten vom US-Arbeitsmarkt sprechen gegen bevorstehende Zinssenkungen. Die Zahl der offenen Stellen stieg im November stärker als erwartet. Die Europäische Zentralbank legte den Referenzkurs auf 1,0393 (Montag: 1,0426) Dollar fest.
Die Stimmung unter den Dienstleistern in den USA hat sich im Dezember stärker aufgehellt als erwartet. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) stieg im Vergleich zum Vormonat um 2,0 Punkte auf 54,1 Punkte, wie das Institut heute mitteilte. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 53,5 Punkte gerechnet. Der Indikator bleibt über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Es signalisiert eine Zunahme der wirtschaftlichen Aktivitäten.
„Zusammen mit dem Anstieg des ISM-Industrieindex, der unter der Wachstumsschwelle blieb, ergibt sich das Bild, dass die US-Wirtschaft auch zum Jahresende auf Expansionskurs blieb“, kommentierte Ralf Runde, Volkswirt der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). ). „Wir sehen daher keine Argumente dafür, die Zinssenkungserwartungen der Fed insbesondere für den laufenden Monat zu verstärken.“
Unterdessen vergrößerte sich im November das chronische US-Handelsdefizit. Die Importe übertrafen die Exporte wertmäßig um 78,2 Milliarden US-Dollar, gab das Handelsministerium heute in Washington bekannt. Das sind 4,6 Milliarden Dollar mehr als im Oktober. Im November stiegen die Importe im Vergleich zum Vormonat um 3,4 Prozent als die Exporte um 2,7 Prozent, weshalb sich der Abstand vergrößerte.
Das Defizit ist dem gewählten US-Präsidenten Donald Trump ein Dorn im Auge. Während seiner ersten Amtszeit verhängte er Strafzölle gegen viele Länder, am hohen Handelsdefizit änderte sich jedoch nichts. Noch bevor er am 20. Januar seine zweite Amtszeit antrat, kündigte der Republikaner hohe Zölle gegen Importe aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko sowie aus China an.
An der Wall Street begannen schon früh im Geschäftsverlauf Gewinnmitnahmen, spätestens jedoch nach der Veröffentlichung des besser als erwartet ausgefallenen ISM-Index für Dienstleister. Vor allem der zinssensitive Nasdaq fällt stärker, während sich der Leitindex Dow Jones besser behauptet und zeitweise sogar wieder leicht im Plus lag.
Als Unterstützung fungierten steigende Werte aus klassischen Industriesektoren wie Boeing sowie konsumorientierte Werte wie Nike, Walt Disney und Coca-Cola. Unterdessen fallen die Tesla-Aktien an der Nasdaq um über 4,2 Prozent, nachdem die Bank of America eine Kaufempfehlung zurückgezogen hat. Viele Preistreiber seien bereits in der Bewertung des Elektroautoherstellers eingepreist, argumentierte die Investmentbank für die nun neutrale Einschätzung.
Im Fokus steht die Nvidia-Aktie, die im frühen Handel zunächst mit 153,15 US-Dollar ein neues Rekordhoch erreichte. Danach fiel die Aktie deutlich hinter den Gesamtmarkt zurück und verliert derzeit rund fünf Prozent.
Firmenchef Jensen Huang stellte auf einer Messe für Unterhaltungselektronik in Las Vegas neue Prozessoren vor, mit denen sich der Konzern die Marktführerschaft nicht zuletzt in puncto künstlicher Intelligenz sichern will.
Konkret will Nvidia einen KI-Supercomputer auf den Schreibtisch bringen. Nach Nvidias Idee sollen Millionen Entwickler, Datenwissenschaftler und Studenten in der Lage sein, mit künstlicher Intelligenz an Software zu arbeiten. Das Gerät kostet ab 3.000 US-Dollar und wird voraussichtlich ab Mai bei mehreren Herstellern erhältlich sein. Im Inneren steckt ein bisher geheimer Nvidia-Chip namens GB10.
Im Zusammenhang mit Nvidia gibt es aktuell ein Plus von über fünf Prozent bei Micron, das an seine Vortagsrallye anknüpfen konnte. Der Halbleiterhersteller soll sogenannte Speicherchips für neue Grafikprozessoren von Nvidia liefern. Am Vortag war Micron dank eines allgemeinen Runs auf KI-Aktien bereits um mehr als zehn Prozent gestiegen.
Einschneidende Wende beim Internetkonzern Meta: Zwei Monate nach der US-Präsidentschaftswahl bricht das Unternehmen zusammen die Beendigung seines Faktencheckprogramms in den USA angekündigt. Das in Kalifornien ansässige Unternehmen wird seine Richtlinien zur Inhaltsmoderation erheblich überarbeiten und sein Programm zur Überprüfung von Fakten durch Dritte beenden, sagte Mark Zuckerberg, CEO von Meta, heute.
Nach Trumps Wahlsieg versuchte Zuckerberg, sein Verhältnis zum künftigen US-Präsidenten zu verbessern. Unter anderem spendete er eine Million Dollar für die Vereidigungszeremonie am 20. Januar in Washington. Ende November traf er Trump zum Abendessen auf seinem Privatanwesen in Florida. Meta-Aktien verlieren an der Nasdaq deutlich rund 2,0 Prozent.
Adidas steigt als Ausrüster des Mercedes-Formel-1-Teams in die Rennserie ein. Der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt löst die Konkurrenten Puma und Tommy Hilfiger ab, deren Vertrag mit Mercedes-AMG zum Jahresende ausgelaufen ist. Adidas-Chef Björn Gulden, der von Puma kam, liebäugelt schon länger mit einem Einstieg in die Formel 1.
„Das Interesse am Motorsport im Allgemeinen und an der Formel 1 im Besonderen ist deutlich gewachsen“, sagte Gulden. Der Vertrag mit Mercedes läuft über mehrere Jahre.
Als bereits vor Jahren angekündigtes Produkt wird Samsung einen kugelförmigen Roboter für zu Hause auf den Markt bringen. Das Gerät namens Ballie AI werde noch in diesem Jahr erhältlich sein, gab der Elektronikriese zum Auftakt der Technikmesse CES bekannt. Über den Preis gab es noch keine Angaben. Eine erste Version von Ballie stellte Samsung vor fünf Jahren in Las Vegas vor. Das Gerät rollt durch das Haus und kann mithilfe einer Kamera und eines Projektors kommunizieren.
Das US-Verteidigungsministerium hat den chinesischen Technologieriesen Tencent und den Batteriehersteller CATL als benannt Unternehmen, die mit dem chinesischen Militär in Verbindung stehen, werden klassifiziert. Dies belastete beide Aktien stark.
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