„The 100“: Schwere Manipulation bei ARD-Sendung?
Eine ARD-Sendung vom Montag fiel bereits durch eine tendenziöse Dramaturgie auf, die sich kurz vor einer Wahl tendenziell gegen eine einzelne Partei richtete. Nun kommen noch Vorwürfe hinzu, die Produktion habe einen Gast, der in der Sendung als „Normalbürger“ präsentiert wurde, in die Irre geführt. Ein Kommentar von Tobias Riegel.
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„Ist die AfD eigentlich ein Problem?“, fragte der ARD-Sendung „Die 100“ am Montag ausgestrahltEine ganze Sendung, welche sich kurz vor einer Landtagswahl zumindest tendenziös gegen eine der beteiligten Parteien richtet, ist grundsätzlich bedenklich und verstößt aus meiner Sicht gegen das Neutralitätsgebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR).
Erschwerend kommt zu der ohnehin schon tendenziösen Ausrichtung der Sendung hinzu, die dem öffentlich-rechtlichen Sender eigentlich nicht gestattet ist, dass es nun auch noch Berichte über angebliche Manipulationen in der Sendung gibt, etwa im Hinblick auf die Auswahl eines „einfachen Bürgers“ als Gast in der Sendung.
Also schreibt derzeit den Berliner Zeitung von einer „massiven Täuschung in einer ARD-Sendung: Klimaaktivist als Moderator, Bürokaufmann als Schauspieler“. Kurz vor den Wahlen in Brandenburg ARD eine Diskussion zwischen neutralen Bürgern wurde „simuliert“. Doch nun entpuppen sich immer mehr Teilnehmer als Parteipolitiker und Schauspieler. Der Artikel liefert weitere Details und beschreibt auch das Prinzip des Programms. Die Spiegel fragt:
„Der Verdacht liegt nahe: Hat die ARD womöglich einen Mann dafür bezahlt, sich im Laufe der Sendung vom vermeintlichen Unterstützer zum geläuterten AfD-Gegner zu entwickeln? Hat der Sender einen Erkenntnisprozess vorgetäuscht, den es nie gab – um so die politische Meinungsbildung zu beeinflussen?„
Bastian Barucker hat kürzlich eine besonders diskutierte Szene aus der Show besprochen An X beschriebenin dem ein Mann, der manchmal als Laienschauspieler arbeitet, in der Sendung als normaler Bürger auftritt, der während und durch die Sendung seine Meinung über die AfD geändert hat:
In der ARD-Sendung „Die 100 – Ist die AfD eigentlich ein Problem?“ (1) konnten Bürger ihre Haltung zur AfD äußern. Einer von ihnen änderte durch die Sendung seine Meinung zur AfD. Zunächst empfand er die AfD als „kein Problem für die Demokratie“, wenig später jedoch… pic.twitter.com/65rbYviZJY
— Bastian Barucker (@BBarucker) 17. September 2024
NDR: Der Mann wurde weder angeheuert noch bezahlt
Über den Ablauf gibt es widersprüchliche Angaben. schreibt der ER TUT:
„Der Sender bestreitet die Vorwürfe gegenüber der FAZ. Der Mann sei weder angestellt noch bezahlt worden.“
Der oben zitierte Spiegel-Artikel gibt dem betreffenden Mann wie folgt nochmal:
„Der 54-Jährige versichert: „Ich bin nicht gekauft!“ Geld habe er für seinen Auftritt in der Sendung nicht bekommen, nicht einmal eine Aufwandsentschädigung. Zwar übernehme die Produktionsfirma die Reisekosten, wenn diese mehr als 250 Kilometer betragen. Und ein Hotel bis 75 Euro pro Nacht werde ebenfalls übernommen. Geld habe er aber nicht bekommen. Auch sei er nicht engagiert worden, um eine bestimmte politische Meinung zu vertreten.„
Im Medium Nester heißt es:
„Der zuständige NDR antwortete: „Der Norddeutsche Rundfunk weist die Vorwürfe über die Produktion von ‚The 100‘ als falsch zurück. Es werden keine Schauspieler eingesetzt.“ Kurz darauf stellte sich jedoch heraus, dass der NDR offenbar gelogen hatte, denn an der Sendung wirkte noch ein zweiter Laiendarsteller mit, der auch auf der gleichen Jobbörse Stagepool einen Webauftritt hat..“
Am Redaktionsnetzwerk Deutschland heißt es:
„Der NDR hingegen erklärte: „Im Mittelpunkt der Sendung stehen Menschen aus der Bevölkerung, die ihre Meinung frei äußern. Jeder kann sich für die Teilnahme an der Sendung bewerben.“ Weiter heißt es in der Sendung: „Welches Thema behandelt wird, erfahren die Teilnehmer erst kurz vor der Aufzeichnung der Sendung. Der NDR schließt Personen, die als Privatpersonen teilnehmen, nicht aus – auch nicht wegen einer Nebentätigkeit in der darstellenden Kunst.“„
Der Sachverhalt muss aufgeklärt werden – sollte es tatsächlich zu den mutmaßlichen Manipulationen gekommen sein, wäre dies ein weiterer Skandal im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, einer in einer langen Reihe.
Die im Mittelpunkt der Sendung stehende AfD findet Umfragen zufolge bei der anstehenden Landtagswahl in Brandenburg Anklang bei vielen Bürgern – auch und vor allem, weil CDU, SPD, Grüne, FDP und LINKE durch ihre inakzeptable Politik und ihr Verhalten in den letzten Jahren bei vielen Bürgern das hoffnungslose Gefühl vermittelt haben, die AfD könne eine der letzten Möglichkeiten zur Selbstverteidigung gegen eine „grüne“ militaristische Schocktherapie darstellen. Dieser Entwicklung kann nur gute und bürgerfreundliche Politik entgegentreten – tendenziöse TV-Sendungen bewirken vermutlich (auch unabhängig vom hier beschriebenen konkreten Manipulationsverdacht) das Gegenteil.
Titelbild: Screenshot ARD / Shutterstock