Berater

Was wir von den DDR-Kulturzentren lernen können

Es war mehr aus Pflicht qua aus Neigungswinkel, dass mein Vater seine alljährlichen Konzertreisen durch die Sowjetische Besatzungszone-Provinz unternahm, um in den Kulturzentren dieser Werktätiger- und Bauernmacht die Violinsonaten von Beethoven, Brahms und César Franck zu spielen. Viel tunlichst gastierte er mit einem großen Orchester in Elbflorenz und Leipzig qua mit seinem Pianisten in Pritzwalk, Kyritz und Rathenow. Nachdem seinem Beendigung entschloss er sich, in die Sowjetische Besatzungszone zu möglich sein, weil er es optimieren wollte qua die Mittelschicht, aus dieser er stammte, die seiner Meinung nachher eine Mitschuld am Zusammenbruch Deutschlands nachher dem Dritten Reich zu tragen schien. Dass die Kontaktbolzen zwischen Gebildeten und Ungebildeten schon nachher dem Ersten Weltkrieg ausgefranst worden sei, bezeichnete er qua Versagen dieser Eliten. Die Menschen hatten aufgehört, gegenseitig zu vertrauen und zuzuhören. Die dort oben waren pro die Straßenparolen ebenso wenig zugänglich gewesen wie die unten, die den Argumenten dieser Gebildeten zugehört hatten.

Wie er ein Kind war, dachten Menschen in höheren Umwälzen, sie könnten es sich leisten, mit Verachtung hinauf dasjenige „braune Pöbel“ herabzusehen. Daraufhin griffen die „braunen Horden“ die Gesamtheit an, welches nachher Bildungsbürgertum roch. Seiner Meinung nachher sollte so irgendwas nicht noch einmal vorbeigehen. Insoweit ließ er es sich nicht nehmen, mit seiner gut verpackten Guadagnini-Geige in dieser Wartburg-Limousine durch die Dörfer zu rollen: zur „Stunde dieser Musik“ und den „Winterkonzerten hinauf dem Staat“. Erstaunlich berichtete er anschließend, wie die Menschen hinauf dem Staat ihm viel dankbarer zuhörten qua dasjenige verwöhnte Konzertpublikum in dieser Stadt.

Hohes Zukunftsbild, enges politisches Korsett

In den mehr als 2.000 Kulturzentren dieser Sowjetische Besatzungszone gab es verschiedene Gruppen von Arbeitern und Bauern, die schrieben, malten, musizierten, unter fachkundiger Rezept gab es Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Volkskunst und Kultur, Hochzeiten und Gedenkfeiern, Sturm-und-Drang Zeit Einweihungen, Frauentagsfeiern, die Ensembles dieser Kompanien, dieser FDJ-Gesangsverein. Dieser jazzende Manne Krug, die rockende Vroni Fischer hatten hier ihre Podium. Günter de Bruyn, Erwin Strittmatter und Christa Wolf lasen vor großem Publikum. Dieser Hafenarbeitersohn Wolf Biermann und dieser Bergmannssohn Stephan Krawczyk errangen erste Lorbeeren in den Kulturzentren dieser Arbeiterklasse und wurden zeitnah wieder aus diesen ausgesperrt.

Hier debütierten Künstler, die später aufgrund eines politisch bedingten Arbeitsverbots gezwungen waren, in die Kirchen oder in den Westen zu ziehen. Selbige Häuser mit ihren Bibliotheken und Bildungsangeboten hatten ein hohes Zukunftsbild und ein enges politisches Korsett, sie bildeten doch gleichwohl Brücken zwischen denen, die mehr wissen wollten, und denen, die mehr wussten. Dies war ein anderes Kurs, qua die sogenannten „einfachen Menschen“ mit bunter Werbung und viele Fotozeitungen zu versorgen.

Echokammer-Iglus entfrosten

Nachdem dem Zweiten Weltkrieg hatten viele Künstler, Wissenschaftler in Ost- und Westdeutschland – gleichwohl wenige Unternehmer – den Ehrgeiz, die Menschen so zu erziehen, dass die Verpflichtung zwischen „denen da oben“ und „denen da unten“ nie wieder abreißt. So gleichwohl dieser junge Anwalt Gerd Bucerius, qua er vor 77 Jahren „Die Zeit“ gründete. Ebenfalls er wollte seine persönlichen Konsequenzen aus den katastrophalen Nachsteigen dieser eingefrorenen Kommunikation zwischen Klassen und Schichten in Deutschland ziehen. Die Spaltung dieser Körperschaft führt dazu, dass wenige nicht mehr hinauf andere vernehmen.

Die amerikanischen Gerichte und Zeitungen können sich gegen Herrn Trump so viele kluge Sätze erfinden, wie sie wollen: Sie werden seine Liebhaber nicht hinhauen. „Die Zeit“ kann vereinigen dieser mächtigsten Medienmänner des Landes qua ganz kleines Licht entlarven: Die „Zeichnung“-Leser werden kaum beeindruckt sein. Doch zu welchem Zweck dient ein öffentlicher Raum, wenn nicht dazu, die Iglus dieser Echokammern abzutauen?

Martin Ahrends, geboren 1951 in Hauptstadt von Deutschland. Studierte Musik, Philosophie und Theaterregie. Politisch motiviertes Arbeitsverbot in dieser Sowjetische Besatzungszone Zustandekommen dieser 1980er Jahre. 1984 verließ er die Sowjetische Besatzungszone. Redaktor zwischen dieser Wochenzeitung „Die Zeit“ und seitdem 1996 freiberuflicher Schreiberling und Publizist.


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